Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich freue mich, Ihnen heute Abend mal die
angewandte Mineralogie mit Schwerpunkt auf den Forschungsrichtungen, wie wir sie hier in Erlangen
durchführen und betreiben und auch in der Lehre weitergeben, vorstellen zu können. Im Rahmen dieser
paar Minuten, drei viertel Stunde, die wir hier zusammen verbringen werden, möchte ich Ihnen kurz
die Mineralogie gestern und heute vorstellen, damit wir überhaupt sehen, wo sind wir, in welchem
Themengebiet, in den Geowissenschaften. Dann ein Aspekt herausnehmen, Bauchemie. Wir sind in Deutschland
und Europa sehr aktiv im Bereich der Bauchemie mit Industriepartnern, aber ich möchte den
Bogenspannen vom römischen Beton, ist das wirklich Beton, bis zum Burj Khalifa, das ist also das
größte Bauwerk im Moment, was wir auf der Erde haben. Danach einen Sprung zu optischen Materialien
und ich möchte Ihnen zeigen, dass Edelsteine eigentlich nichts anderes sind als Laserkristalle
oder die Vorläufer für Laserkristalle in ihren Eigenschaften. Und zuletzt möchte ich Ihnen vielleicht
ein etwas besonderes Gebiet vorstellen, was uns aber täglich umgibt, nämlich ein Mineral,
was in den Meteoriten ist, als Beispielmineral für kristallchemische Entwicklungen von Leuchtstoffen
und jeder, der eine Gasentladungslampe hat oder eine Energiesparlampe oder jeder, der einen
Flachbildschirm benutzt oder jeder, der ein Handy oder zu Hause zumindest einen Schrank mit einem
keramischen Magneten hat benutzt. Das sind Materialien, die eigentlich chemisch zurückgehen
auf einen Meteoriten. Und ich hoffe, dass ich Ihnen das so mal ein bisschen bunt vorstellen kann.
Bitte sehen Sie es mir nach, dass ich nicht zu sehr in die Tiefe gehen möchte und kann, weil wenn ich
zu sehr in die Tiefe gehen würde, dann wird das sehr kleinteilig. Ich möchte Ihnen lieber die
größeren Ideen vorstellen. Die Mineralogie stellt man sich meistens vor. Einen Herrn mit einem
weißen Bart, mit weißen Haaren, in einem weißen Kittel, einem weißen Pinsel, der Kristalle
abstaubt. Das ist aber nicht so. Das ist schon lange her. Das wäre maximal ein Kurator oder jemand,
der selber Mineralien sammelt. Wenn ich mir aber Mineralien anschaue, dann haben wir bei den
Mineralien die Mineralogie, die Teile, die die Erde aufbauen, die Teile, die die Gesteine aufbauen.
Und ein alter Begriff, die Orkhtognosie, ist das, die Kenntnis aus der Erde gegrabenen Natursteine.
Das war so im 18. und 19. Jahrhundert die Bezeichnung für Mineralogie. Und ehrlich gesagt,
zur Vorbereitung dieses Vortrags ist mir dieser Begriff erst bewusst geworden, dass das ja mal
ein alter Begriff war. Das erste, was die Menschheit gesehen hat, waren Kristalle. Der Begriff
kristallos kommt aus dem Griechischen. Und die Griechen haben Kristalle als Bergkristalle beschrieben.
Und sie haben gedacht, weil die im Hochgebirge gefunden werden und Bergkristalle fühlen sich
kalt an, aufgrund ihrer hohen Wärmeleitfähigkeit, kühlen sie die Hand schneller als andere Steine,
dass sie sehr tief gefrorenes Eis sind, so tief, dass es nie mehr auftauen kann. Das hat sich dann
aber doch im Laufe der Jahrhunderte etwas geändert. Und der Begriff kristallos ist dann tradiert von
dem Mineral her zu einem geometrischen Körper, der aus wirklich flachen begrenzenden Flächen
begrenzt ist, umgeben ist. Und das ist dann der Begriff kristallallgemein. Diese Kristalle wachsen
selber. Sie sind also nicht geschliffen, sondern sie spiegeln den inneren Aufbau wieder. Die
allgemeine Mineralogie, die teilt sich in viele Unterpunkte auf. Sei es die Kristallographie oder
die Petrologie, die sich mit Gesteinen beschäftigt, wie die Gesteine aufgebaut sind. Die Geochemie,
aber auch die Kosmoschemie. Das heißt, die Mineralogie hört nicht auf der Erde auf. Die
spezielle Mineralologie, das ist das, was wir eigentlich mit Mineralogie verbinden, nämlich
Edelsteinkunde, Tonmineralologie. Wie sind die Minerale klassifiziert? Und die angewandte Mineralologie
und das, was ich Ihnen heute vorstellen möchte, das ist die technische Mineralologie. Und unter
der ist auch die Lagerstättenkunde dabei. Denn, Lagerstättenkunde, wo kommen eigentlich meine
Rohstoffe her? Wie kann ich sie beschreiben? In den letzten Jahrzehnten ist die Umweltmineralologie
immer wichtiger geworden. Denn bei der Umweltmineralologie ist der Trick vielleicht,
eine Reststoffhalde in eine stabile Lagerstätte umzuwandeln. Denn eine Lagerstätte, wenn sie
stabil ist, wird sie sich nicht mehr so stark verändern. Und wir wollen ja unsere Reststoffe
so fix binden, dass wir keine weiteren Umweltbelastungen sekundär dadurch erhalten.
Und letztendlich ein Bereich, der häufig vergessen wird und auch ein bisschen so belächelt wird,
Presenters
Prof. Dr. Matthias Göbbels
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:58:45 Min
Aufnahmedatum
2016-06-30
Hochgeladen am
2016-07-12 08:54:05
Sprache
de-DE
Traditionell befasst sich die Mineralogie mit der Bildung und Umwandlung von Mineralien, die die unterschiedlichen Gesteine aufbauen. In der Angewandten Mineralogie werden vor dem Hintergrund der Geowissenschaften technisch bedeutsame Materialien entwickelt und optimiert. Somit ist die Angewandte Mineralogie eine Materialwissenschaft, bei der verfahrenstechnische Aspekte nicht im Zentrum des Interesses steht.
Drei Themenstränge werden vorgestellt:
(1) Bauchemie: Vom römischen Opus Caementitium zum Burj Khalifa,
(2) Optische Materialien: Vom Edelstein zum Laserkristall und
(3) Kristallchemie: Vom Meteoriten-Mineral zu Leuchtstoffen und Magneto-Keramiken.